Ja, Freilernen ist an keinen Ort, an keine bestimmte Zeit und nicht an bestimmte Vorgaben gebunden. Es ist ein unerwarteter Vorgang, ungeplant, eben aus bestimmten Lebenssituationen heraus, nicht zielgerichtet, der Ausgang offen, nicht ergebnisorientiert, unbewertet, bruchstückhaft, unvollkommen…. – echt!
So ging es mir/uns mit der Entdeckung des Magnetismus (obwohl die Kinder vorher schon Magneten kannten…).
Also, es begann mit dem “Heißlaufen” unseres Computers, den alle mehr oder wenig nutzen. Reinigung des Gebläses war angesagt. Und für das Öffnen des Gehäuses brauchte ich einen kleinen Schraubenzieher – magnetisch. Nun, meiner war es nicht.
Woher einen Magneten nehmen?
Noah (7) kam der Einfall, von dem Magnetspiel, was wir vor Monaten vom Flohmarkt mitbrachten, einen Stab zu nehmen. Wunderbar! Ich bin begeistert!
Er bringt mir den Magneten, ich hefte ihn an den Schraubenzieher und hole damit die kleinen Schräubchen aus ihren Schächten….
Außerdem kam noch dazu, dass Noah unbedingt wissen wollte, wie dieser Kasten innen aussieht? Nachdem er das bewundert hatte lief er schnell zu seiner 4-jährigen Schwester: “Willst du mal sehn, wie der Computer innen aussieht? Komm, schnell!” Und schon standen sie begeistert um das technische Wunder herum, woraus die Bilder und Videos kommen….
Der Magnet hatte nun eine wichtige Funktion erfüllt: Das Gehäuse zu öffnen und das Innenleben zu betrachten. Das war auch für die Kleinste sichtbar geworden.
Nun war auf einmal auch das Magnetspiel, dass ziemlich verstaubt seit Wochen in der Ecke lag, interessant geworden….
Als ich später an den Kühlschrank kam, begrüßte mich ein kleines Kunstwerk an der Kühlschranktür. Sara (11) und Noah hatten es in Gemeinschaftsarbeit gezaubert (s.o.).
Nun wurde jeder Gegenstand nach magnetischen Eigenschaften untersucht: Besteck, Geschirr, Dosen, Tisch ect.
Am Tisch zog ich die Tischdecke eben und hielt einen Magneten unter der Tischdecke. Oben auf rollte nun von Geisterhand geführt eine glänzende Metallkugel hin und her…
Salomé (4) rollte einen Magnetstab hin und her ohne ihn zu berühren – und war begeistert von diesem Phänomen.
Sara versuchte später, zwei Stäbe gegeneinander zu pressen. Immer wieder rutschten sie zur Seite weg. Nur mit größter körperlicher Anstrengung schaffte sie es, die gegenteiligen Enden zusammen zu drücken. Was für eine Kraft ist dafür nötig!
Ich ergänzte dann noch, dass diese Energie i m m e r anliegt, also eigentlich nie versiegt. Und es gibt schon Motoren, die endlos mit dieser Energie laufen….ohne Benzin oder Strom.
Wie wird denn nun ein Magnet hergestellt?
Nun kam bei Noah die Frage auf, wie so ein Magnet hergestellt wird. Wir suchten zusammen auf Youtube und wurden fündig:
Die Sendung mit der Maus von 2007 (6:50)
Auch für mich war es faszinierend und ich wusste bis dato nicht, aus welchen verschiedenen Materialien und mit wie vielen Herstellungsstufen so ein Magnet entsteht….
Neu war auch – und das wurde in dem Beitrag gezeigt – wie man einen Eisenstab magnetisch aufladen kann. Somit hätte ich zum Schraubenrausziehen keinen Magneten an meinen Schraubenzieher heften müssen. Alles Überlegungen, die ich mit den Kindern teilte…
Nachklang der Entdeckungen
Noch Tage dannach wurden die Magneten genutzt. Die Fahrräder musste ich jetzt wegräumen. Auch dort “klebten” die Magneten….
Unvergesslich diese Erlebnisse und der Austausch dazu!
Das “Projekt Magnetismus” wird hier nicht perfektionistisch dokumentiert (Protokollen u.ä.). Nein, das ist m.E. auch gar nicht Sinn und Zweck der Sache. Wichtig finde ich die Begeisterung für das Phänomen. Emotionen wurden geweckt, Begeisterungsstürme ausgelöst, Fragen gestellt, ausprobiert….
Hier findet auch keine Bewertung statt, nur das Wahrnehmen und Entdecken!
Was braucht es mehr, um später vielleicht noch tiefer in diese physikalischen Eigenschaften eines Magneten ein zu tauchen? Vielleicht aber auch nicht. Das ist die Selbstbestimmung im Lernprozess eines jeden Kindes! Und diese Freiheit lasse ich dem Kind!
Alles Liebe und viele neue Erkenntnisse im Freilernen /Frei-Sich-Bilden!
Christian.